Lars David Kellner

Der Münchener Merkur: "Besondere Tastenklänge und Briefe der Komponisten"

Münchener Merkur

Gelungene Mischung aus Text und Musik überzeugte beim Patrozinium in Maria Himmelfahrt

Weilheim - Zum Patrozinium Maria Himmelfahrt fand im Rahmen des Weilheimer Orgelsommers in der Stadtpfarrkirche eine musikalische Andacht statt. Und diese entpuppte sich als eine besondere Mischung aus Text und Musik.

Denn die Idee, aus Briefen von drei großen Komponisten vorzulesen und deren Gedanken zu verschiedenen Themen dann mit jeweiligen musikalischen Stücken zu kombinieren, war hervorragend. Und etwas Besonderes war es auch, daß hierbei einmal nicht die Orgel zum Einsatz kam. Ganz vorne am Altar stand ein (...) Harmonium. Mit dem Rücken zum Publikum spielte Lars David Kellner dieses Instrument (...). Es ist das einzige Tasteninstrument (...), das einen Ton an- und abschwellen lassen kann. Man konnte dem Künstler bei seinem Spiel auf die Finger schauen, war mittendrin im Geschehen. Kellner gehört zum Ensemble 'tastenReich', ebenso wie Susanne Sperrhake, die die Rezitation übernahm. Die Künstler haben sich auf außergewöhnliche Tasteninstrumente spezialisiert (...).

Die beiden starteten mit Franz Liszt (1811-1886). Kellner interpretierte das berühmte 'Ave Maria' des Komponisten auf dem Harmonium in einer faszinierenden Version. Passend wurden dann auch weitere Stücke von Franz Liszt (...) präsentiert.

Der deutsche Komponist, Pianist und Organist Sigfrid Karg-Elert (1877-1933) war auch Harmoniumspieler, wie man aus seinen Briefen erfuhr. Der Musiker hatte sich das Spielen auf dem Instrument selbst beigebracht. Überraschenderweise schuf er den umfangreichsten Werkkatalog an Harmoniummusik. Fünf Werke von ihm konnte man genießen.

SCHLAFLOSIGKEIT, ZUSAMMENBRUCH UND HUMOR: AUS DEN BRIEFEN MAX REGERS

Den Abschluß machte Komponist, Organist und Dirigent Max Reger (1873-1916). Der Oberpfälzer arbeitete als Hofkapellmeister in Meiningen (...), erlitt aber wegen seines hohen Arbeitspensums einen nervlichen und psychischen Zusammenbruch. Zur Kur schickte man ihn nach Meran und in einem seiner Briefe aus dem Sanatorium schildert er seinen Zustand. "Die Nerven waren am Rande des Umkippens (...)", zitierte Susanne Sperrhake aus dem Brief. Aber man lernte auch den witzigen Max Reger kennen, der bei der Kur seine Mitmenschen gerne verulkte und auf die Schippe nahm. Lars David Kellner führte die Zuhörer durch drei Stücke von Max Reger und endete treffend mit dem Stück 'Glückes genug'.

Stadtpfarrer Engelbert Birkle, der die Liturgie gestaltete und den abschließenden Segen gab, freute sich über "die Facetten des Lebens der Komponisten", die hier beleuchtet wurden. Die Spenden zu dieser musikalischen Andacht werden zugunsten der neuen Orgel verwendet.

Regina Wahl-Geiger, Münchener Merkur