Lars David Kellner

Die Deutsche Liszt-Gesellschaft über Lars David Kellners Einspielung: Franz Liszt - Sämtliche Werke für Harmonium (Vol. 2)

Deutsche Liszt-Gesellschaft

"Kellner setzt mit diesem 2. Band seiner Einspielung nicht nur die Rehabilitierung des Harmoniums im Lisztschen Werk fort, sondern liefert auch einen wesentlichen Beitrag zur Interpretation Liszts geistlicher Kompositionen" (M. Straeter, Deutsche Liszt-Gesellschaft, 2021)

(Zur Besprechung des Albums auf der Website der Deutschen Liszt-Gesellschaft)

Lars David Kellner hat das Volume 2 seiner auf drei Bände angelegten Reihe sämtlicher Werke für Harmonium von Franz Liszt veröffentlicht. Die bemerkenswerte Einspielung ist über die bekannten Distributoren erhältlich.

Das Programm umfasst:

Angelus! S672c aus Band III der Années de pelèrinage
Zwei Kirchenymnen S669: Salve Regina und Ave Maris Stella
das dreiteilige Rosario S670
Ora pro nobis S262
neun Choräle S504b
O Roma nobilis S669c

Bereits der dramatische Einstieg mit dem einzigen ›weltlichen‹ Werk des Programms zeigt Kellner auf der Höhe. Wie er die komplexe Dramaturgie des Stücks auf das Harmonium zu übertragen weiß, ist beeindruckend. Auch das dreiteilige Rosario (Mysteria gaudiosa/dolorosa/gloriosa), in dem sich die drei Marien und Leben, Sterben und Auferstehung Jesu spiegeln, hat man so noch nicht gehört: Drei fein ausgearbeitete, individuelle Miniaturen und ein großes Tryptichon gleichermaßen. Wenn Virtuosität darin besteht, musikalischen Ausdruckswillen und Instrumentarium zur Übereinstimmung zu bringen, dann demonstriert Kellner sie hier – wie in der gesamten Einspielung. Tempi und Registerwechsel fügen sich in eine kluge und stimmige Dramaturgie ein, die Liszts Kompositionen für das Instrument leuchten lässt.

Das farbenreiche, zudem fein intonierte Mannborg-Harmonium und die ausgezeichnete Aufnahmetechnik, die sowohl das Arbeiten am und im Instrument als auch den umgebenden Kirchenraum ausleuchten, haben in den Chorälen noch einen besonderen Auftritt. Dass und warum Liszt diese neun Choralbearbeitungen dem Harmonium anvertraute, zeigt Lars David Kellner einerseits in einer intimen und verinnerlichten Interpretation, die aber auch, gerade in hymnischen und dialogischen Passagen (Vexilla Regis, Jesu Christe, Wer nur den lieben Gott läßt walten), immer wieder den Gemeindegesang evoziert. Hymnisch schließt auch der Band, nämlich mit Liszts Bearbeitung des zu Beginn des 19. Jahrhunderts entdeckten, vermutlich aus dem 9. oder 10. Jahrhundert stammenden Hymnus O Roma nobilis.

Lars David Kellner setzt mit diesem 2. Band seiner Einspielung nicht nur die Rehabilitierung des Harmoniums im Lisztschen Werk fort, sondern liefert auch einen wesentlichen Beitrag zur Interpretation Liszts geistlicher Kompositionen, der durch den wunderbaren Klang des Mannborg-Harmoniums und Kellners farbenreiches Spiel aber auch einfach Spaß macht. Wir freuen uns auf den dritten und abschließenden Teil.

Michael Straeter, Deutsche Liszt-Gesellschaft